Am Steilhang zur Donau steht über dem Tal erhaben die Pfarrkirche St. Georg. Diese ist wie etliche Kirchen der Umgebung eine romanische Chorturmanlage aus dem 12. Jahrhundert. Restaurierungsarbeiten im Jahre 1985 bestätigen bzw. ergänzen die bisher bekannten Tatsachen: Der romanische Bau des 12. Jahrhunderts umfasst das Erdgeschoß des Turmes, reicht dann bis zur Mitte des heutigen Kirchenschiffes bis zu einer Höhe von 8 m. Dieser Bauteil war in grob behauenen, unverputzten Kalkquadersteinen ausgeführt. An der Südseite ist außen das romanische Rundbogenportal deutlich zu sehen. Höher als die heutigen Fenster lagen die kleinen und schmalen Fenster, je drei an der Süd- und Nordseite des Kirchenschiffes. Ähnliche Fenster wurden im Ohorgeschoß an der Ostseites des Turmes sichtbar. Im 14./15. Jahrhundert, in der Gotik, ergaben sich nur geringfügige Veränderungen.
Das gratige Kreuzgewölbe im Chor und die Spitzbogentür, welche aus der Sakristei führt, gehören in diese Zeit. Es liegt die Vermutung nahe, dass Teile der Kirche, eventuell als Burgkapelle, Bestandteil einer wittelsbachischen Burganlage waren. Schon vor Mitte des 12. Jahrhunderts gab es in Hienheim einen wittelsbachischen Sitz, auf dem ab 1140 der Ministeriale Wimar von Hienheim bis 1192 urkundlich erscheint. Der befestigte Friedhof, der einmal mit einer hohen Mauer mit Schießscharten und mehreren Türmen umgeben war, kann Hinweis auf eine Kleinburg sein. Um 1600 (Renaissance) brachten Umbauarbeiten große Veränderungen an der romanischen Anlage. Die kleinen Fenster wurden mit Bruchsteinen zugemauert und große Öffnungen für die Rundbogenfenster aus den Wänden gebrochen. Das Langhaus erhielt ein Tonnengewölbe, der Turm ein weiteres Geschoß. An Turm und Kirche wurde eine Eckquaderung aufgemalt.
Die Barockzeit brachte um 1700 nur geringfügige bauliche Veränderungen. Im 18./19. Jahrhundert erscheint der Kalkanstrich des gesamten Kirchenbaues gelb-weiß. 1833 erhielt die Kirche ihr heutiges äußeres Aussehen. Das Langhaus wurde um drei Joche auf nunmehr fünf Joche verlängert, das Tonnengewölbe wurde gleichfalls in voller Harmonie durchgezogen. Der Turm erhielt seine heutige Höhe. Die vorbildlichen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten des gesamten Bauwerkes im Jahre 1985 haben vor allem auf das äußere Erscheinungsbild der Renaissance um 1600 zurückgegriffen.
Von der romanischen Ausstattung hat nichts die Jahrhunderte überdauert. Aus der Spätgotik (ca. 1510) blieben eine bemalte Holzgruppe der Beweinung Christi sowie die Bilder des Bartholomäus und der Dorothea erhalten. Aus dem Spätmittelalter (um 1490) stammt das Kreuz an der Kirchensüdwand. Über dem runden Chorbogen entdeckte man bei den Restaurierungen 1998 gotische Fresken, Zeichnungen in Originalgröße werden im Pfarrhof aufbewahrt. Um 1700 erhielt die Kirche barocke Altäre mit gedrechselten Säulen, welche jedoch 1899 wieder entfernt wurden. Von der barocken Ausstattung sind neben der unveränderten Kanzel die Figuren der Heiligen Stephanus und Florian (beim Hochaltar), das Vesperbild (Gottesmutter mit Leichnam Jesu), das Kruzifix zur Kreuzverehrung am Karfreitag, die Figuren Mariens und des Jüngers Johannes aus einer Kreuzigungsgruppe, der heilige Michael mit Flammenschwert und Seelenwaage, dazu eine kostbare Holzfigur des heiligen Wendelin, ein Frühwerk des Ignaz Günther.
Die baulichen Maßnahmen um 1600 sowie die Erweiterung des Kirchenschiffes im Jahre 1833 führten auch zu Veränderungen der Innenausstattung. So wurden 1898 die barocken Altäre durch neue ersetzt. Diese verblieben dann bis 1965 in der Kirche. 1965 musste das jahrhundertealte Bauwerk seinen größten Eingriff über sich ergehen lassen. Alle Altaraufbauten wurden und fast alle Heiligen wurden auf Geheiß des damaligen Pfarrers zum Leidwesen der Hienheimer Gläubigen entfernt. Unter Pfarrer Diethelm Gandyk und Kirchenpfleger Alois Maier begann 1980 die gründliche Sanierung und behutsame Erneuerung der Pfarrkirche. Im gleichen Jahr noch übertrug man den barocken Altar der Sebastiani-Kirche als neuen Hochaltar, nun dem hl. Georg geweiht, in die Pfarrkirche. Neues Kirchengestühl sowie eine neue Empore wurden eingebaut, eine lichte Weite des Raumes konnte damit erreicht werden. Vollendet wurde der einladende Kirchenraum durch die wiederhergestellten Altäre. Altes und Neues erscheint harmonisch verbunden: Die beiden Nebenaltäre sind einfühlsame Neuschöpfungen mit wesentlich älteren Teilen. Auch die Heiligen sind zurückgekehrt.
Text: Eduard Albrecht, Heimatpfleger der Stadt Neustadt a.d.D.