Baierwein ist die Bezeichnung für einen Wein, welcher im Gebiet des heutigen Altbayern, d. h. in den Regierungsbezirken Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz angebaut wird. Im Wesentlichen beschränkt sich das heutige Anbaugebiet auf die Südhänge der Donau. Der Baierwein unterscheidet sich durch seine Herkunft vom Frankenwein, welcher ebenfalls in Bayern, aber nicht in Altbayern, sondern überwiegend in Unterfranken angebaut wird. Heute ist das Weinbaugebiet an der Donau nach dem Stargarder Land (Weinbaugebiet) in Mecklenburg-Vorpommern das zweitkleinste Deutschlands. In vielen Weinführern wird es innerhalb von Bayern lediglich als "Untergebiet Donau" ausgewiesen. Derzeit verfügt es über nur wenige Hektar Anbaufläche und beschränkt sich im Wesentlichen auf Regensburg (Stadtteil Winzer) und im Landkreis Regensburg auf die Gemeinden Tegernheim und Bach an der Donau sowie Kruckenberg, Gemeinde Wiesent.
Der Weinbau an den Südlagen der Donau dürfte bereits in der Römerzeit begonnen haben, wenngleich archäologische Zeugnisse von Beweischarakter hierfür fehlen. Erste urkundliche Erwähnungen des Weinbaus in Altbayern gehen auf die Zeit der bajuwarischen Landnahme zurück, d. h. auf das 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. Bischof Aribo von Freising spricht 649 in der Vita des Heiligen Emmeram von Regensburg bereits von der "regio Baiovariorum viniferax", d. h. "das weintragende Land der Bajuwaren". Schon im 8. Jahrhundert werden die Orte Winzer, Kruckenberg und Bach an der Donau als Weinanbaustätten erwähnt, bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts auch Orte wie Windischbergerdorf bei Cham oder Mendorf bei Vohburg, Großen- und Kleinviecht bei Freising, Bergen bei Inkofen im Ampertal, das Kloster Herrenchiemsee und viele andere mehr.
Im Früh- und Hochmittelalter verbleibt der Weinbau an den Hängen der Donau überwiegend in der Hand der großen Klöster und Herrensitze, von Kelheim bis Passau, wie z. B. St. Emmeran oder St. Jakob in Regensburg. Die Anbauflächen werden von den Lehnsherren als Lehen an die Weinzierl (Weinzerzieher) genannten Winzer vergeben, die je nach Vertrag bis zu 2/3 des Weines an die Grundherrschaft abgeben müssen. Wird mit dem Weinbau zunächst nur der Eigenbedarf gedeckt, so sind in dieser Zeit allmählich auch die Anfänge des gewerblichen Weinbaus zu erkennen. Im Jahr 1271 wird der Baierwein erstmals namentlich erwähnt.
Mit dem Anwachsen des klösterlichen und weltlichen Grundbesitzes nimmt die Produktion an Baierwein zu. Allein die Stadt Regensburg besitzt im Jahr 1509 42 Weingärten. Allerdings werden bei aufblühendem Fernhandel im Stammesherzogtum Bayern auch zunehmend Weine anderer Provenienz bekannt und beliebt. Regensburg, das Zentrum des Baierweins, entwickelt sich zu einem Hauptumschlagsplatz, mit Weinlände, Weintor und Weinstadel an der Donau. Allerdings wird immer mehr mit Weinen aus Österreich, Südtirol, Italien und Württemberg gehandelt. Bereits um 1400 sind in Regensburg 35 Weinhändler registriert, davon 13 Fernhändler, vornehmlich mit Verbindungen nach Süden. Der Baierwein selbst wird eher als Volksgetränk aufgefasst, besitzt bei relativ geringer Güte keine überregionale Bedeutung und wird damit auch nicht zum Exportschlager.
Aber immerhin lassen die Wittelsbacher Herzöge alljährlich um die 40000 Liter Baierwein in ihre Münchner Residenz liefern, bei der Landshuter Fürstenhochzeit im Jahr 1475 werden 170 große Fässer, d. h. ca. 300000 Liter Baierwein getrunken. Der bayerische Geschichtsschreiber Johann Georg Turmair, genannt Aventinus, vermerkt um 1530: "Der gemeine Mann aus dem Gäu sitzt Tag und Nacht beim Wein".
Ab ca. 1600 erhält der Baierwein zunehmend Konkurrenz durch das bayerische Bier, welches bereits in brautechnischen Varianten (ober- und untergäriges Bier) hergestellt wird und wenig witterungsabhängig produziert werden kann. Dagegen gehen nach mehreren Missernten in den relativ kühlen Jahren zwischen 1553 und 1628 die Anbauquoten des Baierwein deutlich zurück. Hinzu kommt, dass im Rahmen der Reformation viele Klöster aufgelöst werden und damit als Förderer des Weinbaus entfallen. Einen entscheidenden Einbruch erfährt der altbayerische Weinbau durch den Dreißigjährigen Krieg. Am Ende des Krieges ist die Bevölkerung Altbayerns dezimiert, zahlreiche Weinberge sind zerstört oder liegen brach, viele Weinbauern haben die Wirren des Krieges nicht überlebt oder geben auf. Bei Donaustauf bleiben z. B. auch 20 Jahre nach dem Krieg noch 110 Weinberge "von Holz und Stauden zugewuchert".
Nach einer zwischenzeitlichen Reaktivierung des Weinbaus im 18. Jahrhundert erfahren Nachfrage und Absatz des Baierweins einen weiteren Einbruch durch die Konkurrenz, die sich durch den Zuerwerb neuer Landesteile ergibt. Dies betrifft in erster Linie die Vereinigung mit der Kurpfalz im Jahr 1777 und die Akquisition des Frankenlandes nach Gründung des Königreichs Bayern im Jahr 1806. Obendrein wird das bayerische Bier als Volksgetränk zunehmend beliebter, wohingegen dem aus der Mode gekommenen Baierwein viele ungünstige Eigenschaften zugeschrieben werden, vor allem ein zu hoher Säuregehalt.
Im Jahr 1853 beträgt die Anbaufläche des Baierweins nur noch 180 ha (davon 166 ha in der Oberpfalz, 13 ha in Niederbayern, 1 ha in Oberbayern), in Unterfranken dagegen 10465 ha und in der Rheinpfalz 10076 ha.
Um 1869 wird nur noch in 14 Gemeinden gewerblicher Weinbau betrieben: Tegernheim (27 ha), Wörth an der Donau (12 ha), Bach an der Donau (8,3 ha), Donaustauf (7,7 ha), Demling (6,7 ha ), Kruckenberg (6,7 ha), Frengkofen (5,7 ha), Hofdorf (5 ha), Tiefenthal (4,7 ha), Oberachdorf (3,7 ha), Sulzbach (3,7 ha), Pillnach (2,3 ha), Wiesent (1 ha) und Schwabelweis (0,7 ha), bei einer Gesamtanbaufläche von ca. 95 ha. Einen Qualitätsschub bedeutet ab 1913 der Wechsel vom zuvor favorisierten, aber wenig schmackhaften Elbling auf die neugezüchtete Rebsorte Müller-Thurgau, einer Kreuzung aus Riesling und Madeleine-Royale, einen weiteren Rückschlag der Import von Pflanzenschädlingen wie der falsche Mehltau, der im Jahr 1906 die gesamte Ernte vernichtet. Die 1863 aus Amerika eingeschleppte Reblaus allerdings richtet keinen Schaden an; das Gebiet des Baierweins ist bis heute immer reblausfrei geblieben.
Im Jahr 1938 hat sich die Anbaufläche des Baierweins bereits auf 8 ha reduziert, im Winter 1956/1957 vernichtet der Frost nahezu alle restlichen Rebflächen und viele Winzer geben auf. So ist im Jahr 1958 der Weinbau um Regensburg auf ca. 1 ha Restfläche geschrumpft und damit nahezu ausgestorben.
Erst ab 1972 erfährt mit dem Einsetzen des Lokaltourismus und der Verwendung besserer Rebsorten und Anbaumethoden der Baierwein wieder eine zunehmende Nachfrage und die Anbauflächen nehmen wieder zu.
Im Jahr 1983 wird die Bezeichnung "Regensburger Landwein" eingeführt. Im Jahr 1998 wurde in Bach an der Donau das Baierwein-Museum im historischen Biethaus eröffnet und erfährt im Jahr 2008 eine Renovierung und Erweiterung.
Kerngebiet Das Kerngebiet des Baierweins mit weitläufigen Rebflächen umfasste • die Jura-Südhänge von Donau und Altmühl, in Kelheim und Weltenburg • die Donau-Südhänge von Kelheimwinzer bis Kneiting bei Regensburg • den Donaubogen von Winzer bis Tegernheim • die Donau-Südhänge von Donaustauf bis Wörth an der Donau Weitere Schwerpunkte Größere Rebflächen befanden sich auch • am Donauoberlauf zwischen Donauwörth und Ingolstadt • am Donauunterlauf von Straubing bis Passau • an der Isar zwischen Freising und Landshut sowie bei Dingolfing • am Inn zwischen Wasserburg und Mühldorf • an der Salzach • an der Altmühl
Daneben fanden sich Streulagen an geeigneten Flächen im nördlichen Nieder- und Oberbayern, in der westlichen Oberpfalz und im fränkischen Übergangsland, in der Hallertau, an der großen und kleinen Laaber.
Texte: Wikipedia